„Wärmster Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnung“ oder „August 2024 abermals über 1.5°C wärmer als Referenzperiode“ – Was heißt das eigentlich?
Vielen von Ihnen werden diese Sätze sicherlich bekannt vorkommen. Man sieht sie gefühlt jeden Sommer durch die sozialen Medien geistern oder hört von ihnen in den Medien. Klar, Sommer sind warm, und einige Tage davon auch heiß. Doch was bedeuten diese Sätze genau, was heißt das für uns und was hat das mit dem Klima zu tun?
Zunächst zur Wetteraufzeichnung: Wetterbeobachtungen gibt es wohl schon seit mehreren Jahrhunderten. Erste konkrete Messvorhaben gab es zum Beispiel durch Galileo Galilei, der ein Barometer (Luftdruck) und ein Thermometer (Temperatur) nutzte, um das Wetter zu beobachten. Eine strukturierte Wetteraufzeichnung geht auf die Mannheimer Meteorologische Gesellschaft zurück, die sich 1780 gründete und erste systematische Messungen vornahm (sie hielten das Wetter an bestimmten Orten und zu spezifischen Zeiten fest). Die Meteorologie entwickelte sich ab diesem Zeitpunkt weiter, sodass ab 1881 so genaue und heute bundeslandspezifische Daten vorlagen, dass man die Temperaturen damals gut mit heutigen Messungen vergleichen kann. 1881 gilt daher als Beginn der systematischen Wetteraufzeichnung.
Die oft genannte Referenzperiode liegt ungefähr zur selben Zeit, genauer gesagt zwischen 1850 und 1900. Diese Periode ist nicht genau festgelegt, da sie sich an der vorindustriellen Zeit orientiert. Vor der Industrialisierung blieb die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre weitgehend stabil, solange es keine größeren Naturkatastrophen gab (wie etwa Vulkanausbrüche). Durch den Einsatz von Maschinen, die Verbrennung von Kohle (ein Prozess, der mit der Industrialisierung begann) und später von Öl, stieg jedoch die Treibhausgaskonzentration in der Erdatmosphäre an, was den Klimawandel verursachte. Die Referenzperiode bezieht sich also auf die Zeit, in der die Menschheit noch keinen nennenswerten Treibhausgasausstoß durch die Nutzung industrieller Maschinen verursachte. Daher spricht man auch vom menschengemachten Klimawandel.
Wetter beschreibt einen bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort. Aussagen wie „Es regnet“ oder „Es sind 26°C“ bestimmen das Wetter. Auf der anderen Seite beschreibt das Klima das Wetter über viele Zeitpunkte und viele Orte hinweg. Wenn es also heißt „Der Sommer war warm“, dann beschreiben wir eher das lokale Klima, da wir über das Wetter in einem größeren Zeitraum sprechen. Zudem berücksichtigt das Klima oft große Regionen oder die gesamte Erde.
Wenn also gesagt wird, „Es war der wärmste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnung“, bedeutet das, dass man den gesamten Sommer über das Wetter (meist die Temperatur) an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten misst. Daraus errechnet man den Temperaturdurchschnitt und vergleicht diesen mit den vergangenen Jahren bis 1881. Der Durchschnittswert ist dabei ausschlaggebend, was bedeutet, dass die Durchschnittstemperatur dieses Sommers die bisher höchste war. Ähnlich verhält es sich mit der Aussage „Monat X oder Jahr X war 1,5°C wärmer als die Referenzperiode“. Auch hier werden die Durchschnittstemperaturen für einen Monat oder ein Jahr berechnet und dann mit den Durchschnittswerten der Referenzperiode verglichen. Die 1,5°C über dem Durchschnitt der Referenzperiode wurden von Klimaforscherinnen und -forschern als kritische Marke identifiziert (siehe auch Internationale Klimapolitik). Diese besagt, dass, wenn die vorindustrielle Durchschnittstemperatur regelmäßig um 1,5°C überschritten wird, die Wahrscheinlichkeit für Extremwetterereignisse (wie Dürren oder Überschwemmungen) steigt und Ökosysteme kippen können.