Klimalexikon

Warum es mehr als Klimaschutz braucht

Klimaschutz beschreibt im Prinzip das Verlangsamen des Klimawandels durch die Nutzung erneuerbarer Energien, die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Industrie sowie das Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre – also die Verringerung des CO2-Ausstoßes insgesamt und die langfristige Entnahme von CO2, um die Durchschnittstemperatur wieder zu senken. Dies wird notwendig sein, da das Ziel des Pariser Klimaabkommens, den globalen Temperaturanstieg auf maximal 1,5°C zu begrenzen, in immer weitere Ferne rückt.

Manche mögen jetzt vielleicht sagen, dass es nicht so eilig sei oder auf Technologien hinweisen, die sich noch in der Entwicklung befinden. Eine davon ist CCS, was für "Carbon Capture and Storage" steht und bedeutet, dass CO2 durch einen industriellen Prozess gebunden wird. Dies geschieht entweder direkt dort, wo CO2 entsteht (zum Beispiel in einem Gaskraftwerk), oder Luft wird von einem Ventilator angesaugt, und das CO2 wird gespeichert. Entweder wird in diesen Prozessen der Kohlenstoff (C) vom Sauerstoff (O2) getrennt und der Kohlenstoff anschließend unter der Erde endgelagert, oder das gesammelte CO2 wird direkt eingelagert. Diese Technologie ist jedoch noch nicht in großem industriellem Maßstab anwendbar, und wie sicher die Endlagerung des CO2 ist, ist nicht abschließend geklärt. Sollte CO2 entweichen, wäre der positive Effekt für das Klima dahin. Wenn das CO2 unter Wasser gespeichert wird, könnte dies das Wasser versauern und zumindest lokal das Ökosystem schädigen. CCS bleibt eine Technologie in den Kinderschuhen und ist zudem teuer, besonders in großem Umfang, ohne dass wir unsere Lebensweise ändern.

Deshalb sind Klimaschutzmaßnahmen, die die Treibhausgasemissionen reduzieren, insgesamt wichtig. Es bleibt abzuwarten, ob die CCS-Technologie in großem Ausmaß dazu beitragen kann, Treibhausgase aus der Luft zu filtern und den Klimawandel zu verlangsamen oder gar zu stoppen. In der Zwischenzeit, während sich Temperaturrekorde, Hitzesommer und Monate mit über 1,5°C über dem Durchschnitt häufen, besteht dringender Handlungsbedarf. Daher sind Klimaanpassungsmaßnahmen notwendig, die uns vor Hitze und Überschwemmungen schützen. Auch hier sind technologische Innovationen erforderlich. So wird beispielsweise an Hausfassaden geforscht, die Regenwasser aufnehmen und in den Boden leiten können, etwa durch die Verwendung hochwertiger Kunststofffassaden. Doch auch hier ist der Zeitdruck entscheidend.

Deshalb gilt: Umwelt- und Naturschutz ist Klimaschutz. Ein weiterer Aspekt, der aktuell erforscht wird, sind naturbasierte Lösungen zur Klimaanpassung und zum Klimaschutz. Diese zielen darauf ab, mit Mitteln der Natur die Ziele der Klimaverlangsamung und Anpassung an das veränderte Klima zu erreichen. Im Bereich des Klimaschutzes sollen Moore und klimaresiliente Wälder als Kohlenstoffsenken dienen, während Stadtgrün und Wasser zur Klimaanpassung beitragen können. So könnten innerstädtische Grünanlagen (Parks) ein positives Mikroklima schaffen und lokal für Abkühlung sorgen. Grünfassaden an Gebäuden haben das Potenzial, durch Schatten und die Verdunstung von Wasser die Gebäude um 5-10°C zu kühlen. Diese Lösungen helfen nicht nur dem Klima, sondern stärken auch die Präsenz der Natur in der Stadt und fördern die lokale Biodiversität. Berücksichtigt man zudem, dass solche Grünanlagen als Erholungsräume für Menschen gestaltet werden können – mit ausreichend Bänken, Spielplätzen, Grillflächen etc. –, dann tragen solche Maßnahmen auch zur Schaffung lebenswerter Städte für alle Bürgerinnen und Bürger bei. Darüber hinaus können Fassadenbegrünungen zur Verschönerung der Stadt beitragen – ein Win-Win für alle.

Klimaschutz sollte also nicht nur als Reduktion des Treibhausgasausstoßes und Verlangsamung des Klimawandels verstanden werden. Vielmehr sollte das Ziel sein, Klimaschutz direkt mit Klimaanpassung zu verknüpfen und auf dieser Basis naturbasierte Lösungen für diese Probleme zu finden. Nicht nur, weil die Zeit drängt, sondern auch, um unsere Städte lebenswerter zu machen, die Biodiversität zu schützen, das Grundwasser zu erhalten und die Natur zu bewahren.